„Regisseurin Antje Thoms hat das beste Gegengift gefunden: Sie inszeniert die Schweizer Erstaufführung im federleichten Schwebezustand eines melancholischen Poems, der jeden Moment in Komik umkippen kann.“

2004, Schweizer Erstaufführung am Theater Winkelwiese Zürich

Text: Lionel Spycher, übersetzt von Uli Aumüller Regie: Antje Thoms Ausstattung: Monika Rupprecht Mit: Uta Köbernick, Julian Grünthal, Andrea Schmid, Paul Wenning, Joey Zimmermann

„Ich wollte mich umbringen, aber sterben wollte ich nicht.“

Wo ist Hak? Seine Schwester Leila sucht ihn zuerst bei seinem besten Freund Thomas. Thomas schweigt. Dann macht sie sich mit Luc und seinem Kampfhund auf die Suche. Sie findet ihren toten Bruder. Hat er sich umgebracht? Hat ihm jemand geholfen? Am ehesten scheint Prinzessin etwas zu wissen, die Waffensammlerin, die sich zum Kampft gegen die Ungläubigen rüstet. Spycher erzählt in einer poetischen Alltagssprache von vier Menschen in der Vorstadt, die ums Überleben kämpfen und sich gegen die zunehmende Vereinzelung kaum behaupten können.

Melancholisches Poem

In „Pitbull“, dem beunruhigenden Kriminaldrama über – wortwörtliche – Wegwerf-Menschen, setzt der französische Dramatiker und Milieu-Kenner Lionel Spycher, ein junger Xavier Durringer, jeden Satz noch bodenloser, jede Geste noch abgründiger, als ein erster Blick erschließen kann. Die 27-jährige Regisseurin Antje Thoms hat dafür das beste Gegengift gefunden: Sie inszeniert die Schweizer Erstaufführung im Theater an der Winkelwiese im federleichten Schwebezustand eines melancholischen Poems, der jeden Moment in Komik umkippen kann. Daraus erwächst eine Spannung, die dem klug-entschiedenen Zugriff der Regie entspricht, frei von Sozialarbeiterton und Sozialromantik.